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1992 - 2024
32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

Einweihung der „Organischen Zuckerfabrik“
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
25.11.09     A+ | a-
Regina Marecos/Juan de Mena

Ein entwicklungspolitisches Projekt der Pro Paraguay Initiative in Kempen, realisiert mit den paraguayischen Partnern CCDA = Ausbildungszentrum für ländliche Entwicklung und der Campesinokooperative Regina Marecos  - mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
und der Paraguay Initiative  (anteilig ¾  ¼).

Das Projekt begann am 1. Mai 2009 und schließt am 30. April 2010 ab.

Projektziel ist die Einkommensverbesserung von 80 kleinbäuerlichen Familien aus dem Distrikt Juan de Mena durch die Erzeugung und Vermarktung von organischem Zucker

Nachfolgend eine kurze bebilderte Beschreibung der Einweihungsfeier mit dem paraguayischen Präsidenten Fernando Lugo

Je näher der Termin rückte, desto spannender war für viele die Frage, ob denn nun Staatschef  Lugo wirklich seine „Zusage“ wahr machen würde, der Feier präsidialen Glanz zu verleihen.
Ob mit oder ohne Präsident::
Was würde durch den Bau der „Fábrica Campesina de Azúcar Integral Orgánica“ (Kleinbäuerliche Fabrik für organischen Zucker) an tatsächlicher Entwicklung in der Campesinokolonie „Regina Marecos“ in Gang kommen:

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Einkommensverbesserung für achtzig Bauernfamilien durch Vermarktung  des organischen Zuckers durch ihre Kooperative
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Beschäftigung durch die Fabrik, vor allem für die Schulabgänger der „Ökologischen Landwirtschaftsschule San Juan“
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Spätere Vermarktung nach Europa (Fairer Handel)

Jedenfalls sind die Voraussetzungen gut - alle Projektbeteiligten sind voller Energie und Optimismus, bis hin zu Präsident Fernando Lugo, der dann tatsächlich pünktlich per Helikopter erschien und vor fast 1000 Menschen die Fabrik über den grünen Klee lobte und als beispielhaft für die ländliche Entwicklung in Paraguay pries  -  sodass man fast den Eindruck haben konnte, seine Regierung habe den Bau finanziert .....(Dankenswerterweise nannte er dann aber doch das BMZ und unsere PPI)

Schüler der Landwirtschaftsschule stellten mit mimischen und musikalischen  Mitteln die Entwicklung der Kolonie in mehreren Szenen dar  -  von der Besetzung des Großgrundbesitzes und der Repression über die bescheidensten Anfänge bis zum Erfolg ihrer Mühen am heutigen Tag.
(Bei 40 Grad eine für sie eher luftige Nummer, für die Zuschauer glich der ganze Festakt dagegen einem Saunagang ...)
   
Vorher hatte ich Gelegenheit zu einer kleinen Rede, mit den Schlusssätzen:
„ .....Diese Fabrik wurde möglich in erster Linie durch die in Realität verwandelten Träume der Jugendlichen und ihrer Eltern, die unbeirrt das Projekt verfolgten. Unser ´Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung´, die Projektpartner vom ´Ausbildungszentrum für ländliche Entwicklung´ und die ´Pro Paraguay Initiative´ mit den solidarischen Helfern und Geldgebern aus Kempen und Deutschland haben gemeinsam das Projekt in Gang gebracht   .... Ihr könnt weiterhin auf unsere solidarische Unterstützung zählen ..... Auch unsere Reiseteilnehmer vom September, mit denen wir ja schon eine ´symbolische´ Einweihung gefeiert haben, grüßen herzlich ...... !

Dann stürmten alle zur Besichtigung der Anlage, das symbolische Band in den Nationalfarben wartete auf die Schere  des Präsidenten -  und drinnen rotierten die Pressen und loderte schon das Feuer unter dem Zuckerrohrsaft. Die Schulabgänger, künftige Betreiber der Anlage, erläuterten Lugo den Verarbeitungsprozess  -  Zucker  rieselte allerdings noch nicht in die Säcke. Erst ab Januar sollen es 1000 kg pro Tag sein.

Wir hatten einen Kameramann engagiert, einen kleinen Film zu drehen, um ihn später hier Mitgliedern und PPI-Freunden zu zeigen. Daniel nahm auch Szenen der Fahrt, der Landwirtschaftsschule und der Arbeit auf den „fincas“ auf. Zwiebeln, Paprika, Möhren, rote Beete u.s.w.  -  die Diversität bleibt erhalten, Selbstversorgung und Vermarktung verschiedenster Gemüse und Früchte sind weiterhin das Fundament der Kleinbauern. Das Zuckerrohr soll nur eins der landwirtschaftlichen Anbauprodukte sein.

Wir begleiteten Lugo zurück zum Fußballplatz, stellten uns gut mit den massiven Sicherheitskräften und sahen kurz darauf den Helikopter entschweben  - ein bemerkenswerter Aufwand für einen 3 stündigen Besuch  -  aber die Campesinos waren doch stolz, dass der Präsident ihre Anstrengungen würdigte. Dennoch fehlte nicht Kritik. Vor allem die so oft beschworene Landreform komme nicht in Gang, der Präsident sei zu ängstlich im Umgang mit den mächtigen Gruppen im Lande.

Und am Abend war dann „Fiesta“:
Unmengen Fleisch an „estacas“, an langen geschnitzten Stecken über der mit Glut gefüllten ausgehobenen Grube, 4 bis 5 Stunden Geduld und beständiges Drehen der Spieße.
Alle wurden satt  -  ein Erlebnis, diese Lust an der Fleischorgie zu beobachten.
Am nächsten Tag gab es noch Gelegenheit genug, ohne größeren Menschenauflauf einen genaueren Blick in die Fabrik zu tun und die Schule zu besuchen....für die Lugo nur noch eine halbe Stunde Zeit hatte.

Wir begleiteten einen Campesino, den sie  Nandejara („Jesus“) nennen, auf ein Zuckerrohrfeld (die Ernte hat noch nicht angefangen), um wenigstens ein paar der Rohre zu schlagen, die ja schließlich der Rohstoff für den Zucker sind.

Senator Sixto Pereira (gelbes Hemd) hatte in seiner Ansprache betont, dass Juan de Mena „ein großes Laboratorium für partizipative Demokratie“ sei  -  nur mit diesem Politikverständnis habe man so weit kommen können, mit der Bildung von Allianzen der verschiedensten Sektoren. Dies ist auch unsere Erfahrung in all den vielen Jahren der Solidarität.
Präsident Lugo (daneben) forderte die Bewohner von Juan de Mena auf, den Prozess des Wandels  -  begonnen mit seiner Kandidatur  am 20. April 2008  -  weiterhin zu unterstützen.
„Es wird so viel geschwätzt, aber diese einmal begonnene Politikwende lässt sich nicht mehr aufhalten!“
 Er spielte auch auf Kind Nummer 4 an, das ihm die Presse in immer neuen „Enthüllungen“ unterstellt:
„Die Erwachsenen Paraguays sind einfach produktiv  -  wir brauchen Nachwuchs für unser Land....“    Er hatte die Lacher auf seiner Seite.
Da blieb es dann dem Leiter der Bauernkooperative, einem ehemaligen Schüler der Landwirtschaftsschule, und dem Konstrukteur der Fabrik überlassen, die Bedeutung dieser Anlage, das in ihr angelegte Entwicklungspotential und auch ihre Funktionsweise eindrucksvoll zu erläutern. (Info dazu? Bitte anfragen!)
Immerhin hörte der Präsident aufmerksam zu.
Viele einfache Frauen, Männer und Jugendliche kamen im Laufe des Tages vorbei, um sich bei mir stellvertretend für unsere Initiative und die Spender zu bedanken. Anrührender und ehrlicher als jedes „offizielle“ Wort. 
   
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Ausbildungszentrum für ländliche Entwicklung (CCDA)

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Kinderstation Hospital Barrio Obrero

Fundación Celestina Pérez de Almada

Padre Oliva - Bañados del Sur

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